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Lambert Wiesing

Das Mich der Wahrnehmung. Eine Autopsie.

Frankfurt/Mein (Suhrkamp) 2009

 

Phänomenologen beschäftigen sich mit den Erscheinungen der Wahrnehmung. Lambert Wiesing aber fragt danach, „was das mit mir macht“. Zugegeben, das ist etwas platt ausgedrückt und wird seinem klaren und durchdachten Stil nicht gerecht. Es macht aber klar, dass es ihm nicht um das Subjekt der Wahrnehmung geht, sondern um „die Wahrnehmung, welche mich hervorbringt“ (8). Und welche Erkenntnis kann ich als durch meine Wahrnehmungen über andere Wahrnehmende haben?  Also platt gefragt: Was machen unsere Wahrnehmungen mit uns?

Wiesing beschreibt drei Konstellationen, die durch die Beziehung zwischen Wahrgenommenem, Wahrnehmung und Wahrnehmenden möglich sind:

Im naiven Realismus, in der Kausaltheorie und in der Abbildtheorie (auch Widerspiegelungstheorie) steht das Wahrgenommene im Zentrum der Betrachtung.

Im Konstruktivismus und im Interpretationismus steht das Wahrnehmungssubjekt im Zentrum. Zum Ärger des Autors, den er hier auch niederschreibt, sieht er hier noch viele Diskussionen, obwohl jeder inzwischen wissen müßte, dass mein Sehen einer roten Tomate keine Aussage über die rote Tomate ist.

Wiesing stellt weder das Objekt noch das Subjekt der Wahrnehmung ins Zentrum, sondern den Effekt der Wahrnehmungsfähigkeit für den, der wahrnimmt – ja, man muss sogar sagen: der gar nicht anders kann als wahrnehmen und der erst durch Wahrnehmung entsteht: „Denn ich selbst erfahre mich nicht als einen Gegenstand, sondern jedem Gegenstand gegenüber gibt es mich als dasjenige Subjekt, dem etwas ein Gegenstand ist.“ (123) Unser „phänomenologisches Schicksal“  (124)ist es, pausenlos und „gnadenlos“ mit Wahrnehmung konfrontiert zu sein und immer an Welt teilhaben zu müssen. Gleichzeitig bedeutet das, auch für andere immer pausenlos sichtbar zu sein. Dasein ist „das unaufhörliche Den-anderen-präsentiert-werden“ (187).

Pausen gibt es durch Schlaf und – eine wunderbare Entdeckung – durch das Betrachten von Bildern. Auf ein Bild muss ich nicht reagieren wie auf die Welt. Denn ich bin nicht Teil dessen, was das Bild zeigt. Und ein Bild reagiert auch nicht auf meine Betrachtung, denn für das Bild existiere ich gar nicht. So ist das, was vielfach als „Weltflucht“ belächelt wird, eigentlich eine paradiesische Erholung vom Wahrnehmungsstress (228).

Weitere Besprechungen und  Rezensionen hier.

 

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