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Jörg Blech: Die Psychofalle, Frankfurt/M. (S. Fischer- Verlag GmbH) 2014

Jörg Blech, Wissenschaftsjournalist und bekannt durch seine zahlreichen medizinkritischen Büchern weicht auch in seinem neusten Werk nicht von seiner bisherigen Haltung ab.
Seine Hauptthese: Das medizinische System funktioniert so, dass viele Menschen als psychisch krank gelten, die es gar nicht sein müssten, die sogar richtig gesund sind.

Und das geht so: Psychische Krankheiten werden von Kommissionen definiert, und deshalb gibt es diese Krankheiten. Krankheitsdefinitionen werden präzisiert und differenziert, und schon gibt es viele verschiedene Krankheiten. Schlimm ist, dass die Autoren dieser Kommissionen oder auch Autoren der Behandlungsleitlinien in vielen Fällen von der Pharma-Industrie mit Vortragshonoraren und anderen Privilegien gesponsert werden. Wer sich dann noch wundert, dass alle möglichen „Alltagsschwierigkeiten" (S. 21) zu Krankheiten ausgerufen werden, für die Behandlungsleitlinien - häufig mit Medikamentenempfehlungen - empfohlen werden, ist naiv.
Blech rückt gerade, dass das Leiden unter einer unbefriedigenden sozialen Situation, wie zum Beispiel eine langjährige Arbeitslosigkeit oder ein prekäres Arbeitsverhältnis ohne Aussicht auf Besserung, keine psychische Krankheit sei. So zitiert er Wakefield (S. 47), der kritisiert, dass „seelische Probleme als biologische Krankheiten dargestellt" würden , dabei aber vergessen werde, dass es eine Umwelt gebe, die diese Krankheiten provoziere. Diese „äußeren Umstände" zeigten aber letztlich, ob eine Reaktion normal sei oder nicht. Wenn jemand nach dem Tod eines nahen Verwandten weint, ist das normal, wenn jemandem ohne für ihn erkennbaren Grund immer zum Heulen zumute ist, ist das nicht normal.
Er zitiert Ärzte, Martin Brüne z. B., der in menschlichen Verhaltensweisen keine Defizite oder Abweichungen vom Normalen sucht, sondern neutraler von „Eigenschaften" spricht, deren Ursache er evolutionsbiologisch deutet und nicht - wie die klassische Psychiatrie als zwangsläufige Folge organischen Ursprungs. Mit diesem Blick könne viel Gesundes in Verhaltensweisen entdeckt werden. So sei z. B. Angst als Beschützungsreaktion in der Evolutionsmedizin erklärt.
Noch interessanter ist das Kapitel über Depression (Kapitel 10). „Der Sinn der Schwermut", „Das Gute am Grübeln", „Traurig und klug" oder „Lob der schlechten Laune" heißen die ersten Unterkapitel. Man muss vom Krankheitsbegriff auf Charakterstimmungen wechseln, um den Blick auf das Positive zu öffnen.
Immer sind Begriffswechsel allerdings nicht nachvollziehbar. Wenn z. B auf S. 204 der „Stoffwechsel im Gehirn" mit „Denkvermögen" und „kognitiver Leistung" gleichgesetzt wird, verwundert das, weil Blech vorher zwischen biologischen/organischen Ursachen und Umweltfaktoren unterschieden hat. Da erwartet man, dass er auch zwischen chemisch-biologischen oder physikalisch-chemischen Prozessen im Organ Gehirn und dem mentalen Denkprozess, an dem eine ganze Person beteiligt ist, unterscheidet.

Das Buch sammelt, erklärt und belegt viele Studien, es weist Fehler nach - vor allem gewollte Manipulationen - und das in einer Fülle, dass man als Laie nur erschrecken kann. An einigen Stellen leidet es unter dem, was ich „schnelles Schreiben" nenne. So ist der vorher mehrfach erwähnte Autor „Thomson" auf S. 178 falsch geschrieben ("Thompson"). Und der Zusammenhang zwischen Denkvermögen und Hirnstoffwechsel ist bei sonstiger Präzisheit nicht zuende gedacht. Ein verständliches und lesenswertes Buch.

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